Ein aktueller Leitfaden des Bezirksverbands Pfalz unterstützt Vergabestellen und Fachbereiche bei der Nutzung von Umweltsiegeln für die nachhaltige Beschaffung. Anhand eines Ampelsystems werden 28 Siegel aus sechs Produktgruppen bewertet.

Aufgabe von Vergabestellen ist es, die aus den Fachbereichen gemeldeten Bedarfe nach vergabe- wie haushaltsrechtlichen Vorgaben zu decken. Dabei ist der „Öffentliche Auftraggeber“, also die gesamte Organisation bzw. Behörde, politisch wie auch vergaberechtlich zunehmend zur Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien angehalten.

Das gelingt erfahrungsgemäß dann besonders gut, wenn bereits die Fachbereiche und nicht erst die Vergabestellen diese Kriterien berücksichtigen – also möglichst früh im Prozess bei der Markterkundung und Formulierung ihres Bedarfes. Gütesiegel wie Zertifizierungen können dabei eine wichtige Hilfe sein. Allerdings existiert eine Vielzahl solcher (Umwelt-)Siegel mit zum Teil sehr unterschiedlichen Anforderungen.

Leitfaden zur Auswahl und Nutzung von Umweltsiegeln

Ein aktueller Leitfaden zur Nutzung von Umweltsiegeln für die nachhaltige Beschaffung, herausgegeben vom Bezirksverband Pfalz, kann nicht nur Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Vergabestellen, sondern gerade auch der Fachbereiche als Orientierungshilfe dienen.

Nach einer Einführung zu den Grundlagen nachhaltiger Beschaffung wird anschaulich der Begriff der Lebenszykluskosten erläutert und eine Übersicht über Umweltsiegel gegeben. Im Mittelpunkt steht eine praxisnahe Einsortierung nach einem Ampelsystem.

Ampelsystem für eine anschauliche Unterscheidung

🔴 Rot markierte Siegel orientieren sich stark an gesetzlichen Anforderungen (Mindestanforderungen) und gehen meist kaum darüber hinaus. Es wird oftmals nur ein Nachhaltigkeitsaspekt thematisiert, zum Beispiel werden lediglich Anforderungen an den Rohstoffeinsatz oder den Energieverbrauch gestellt, während andere Faktoren wie soziale Auswirkungen (Arbeits- und Produktionsbedingungen) oder die Entsorgung unberücksichtigt bleiben.

🟡 Gelb markierte Siegel berücksichtigen etwas umfassendere Voraussetzungen bzw. Nachhaltigkeitsaspekte. Häufig sind Umsetzungsmaßnahmen zur Gewährleistung der Produkteigenschaften, etwa die Umweltschutzmaßnahmen, nur beschränkt ausgearbeitet.

🟢 Grün markierte Siegel sind in der nachhaltigen Beschaffung bevorzugt zu wählen. Die starken Anforderungen zur Siegelvergabe umfassen nahezu alle Bereiche des Lebenszyklus von der Produktion bis hin zur Entsorgung.

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Verschiedene Produktgruppen

Das Ampelsystem hilft, die insgesamt 28 betrachteten und häufig genutzte Siegel für sechs Produktgruppen einzuschätzen. Hierbei werden Siegel für folgende Beschaffungsbereiche bewertet:

  • Papier,
  • Möbel,
  • Elektrogeräte,
  • Reinigungsmittel,
  • Textilien
  • und Fahrzeuge.

Für jede Produktgruppe wird mit Hilfe konkreter Beispiele aus der Praxis dargestellt, wie Nachhaltigkeitssiegel und -kriterien in Leistungsbeschreibungen und anderen Schritten der Vergabe eingebunden werden können.

Hilfestellung auch für Fachbereiche

Gerade auch für Fachbereiche mit einschlägigen Bedarfen ist der Leitfaden eine sehr gelungene Handreichung, um einen Einstieg in die Herausforderungen der nachhaltigen Beschaffung bereits für die erste Formulierung der Bedarfe aber auch der Markterkundung bis hin zur Erstellung der Leistungsverzeichnisse zu bekommen.

Strukturierte Erfassung der Bedarfsanträge

Die Digitalisierung kann auch hier helfen: Vergabemanagementsysteme wie das der cosinex stellen bereits sicher, dass eine Vielzahl der Formalia förmlicher Vergaben berücksichtigt wird und eine konsistente Dokumentation im Rahmen einer E-Vergabeakte erfolgt.

Grundlage einer erfolgreichen Vergabe ist allerdings nicht die bloße Einhaltung vergaberechtlicher Vorgaben, sondern ein qualifiziertes Leistungsverzeichnis und ein hinreichender Kriterien- und Bewertungskatalog. Beides kann nur mithilfe der Bedarfsträger bzw. Fachbereiche erstellt werden.

Neben einer Vielzahl an Funktionen für die gemeinsame Arbeit am Vergabeverfahren innerhalb eines Vergabemanagementsystems bieten wir mit dem Bedarfsmanagement ein weiteres Modul, um Bedarfe der Fachbereiche strukturiert zu erfassen. Einen Überblick über die Möglichkeiten erhalten Sie im Rahmen kostenfreier Webinare.

Zum Hintergrund des Leitfadens

Der Leitfaden ist im Rahmen einer unabhängigen Studienarbeit zum Thema „Nachhaltige Beschaffung“ entstanden und wurde im Rahmen des EU-Life Projektes „Zero Emissions Natural Protection Areas“ (ZENAPA) für den Bezirksverband Pfalz erstellt. Er steht als Download auf der Internetseite des Regionalverbands zur Verfügung.

Titelbild: Ash from Modern Afflatus – Unsplash