Insbesondere in urbanen Regionen gewinnt das Thema Elektromobilität zunehmend an Bedeutung. Ein innovatives Projekt der Hochschule Bochum hat sich allerdings das Ziel gesetzt, die Nutzung elektrisch angetriebener Fahrzeuge auch in infrastrukturschwachen Regionen der Erde zu ermöglichen. Der Beweis für die Potentiale solcher Ansätze soll im Oktober 2019 in der australischen Simpsonwüste erbracht werden, wo ein Team Studierender der Hochschule Bochum mit einem selbstentwickelten SolarBuggy einen Guinness Welt Rekord aufstellen will. cosinex unterstützt das ambitionierte Vorhaben als Sponsor und hat der Werkstatt des SolarBuggys einen Besuch abgestattet.

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Das Projekt

Das rein studentisch organisierte SolarBuggy Projekt basiert auf dem Prinzip des Problem Based Learning (PBL), was bedeutet, dass die Studierenden eine reale Problemstellung bearbeiten und selbstständig für die Lösungsfindung zuständig sind. Die Hochschule Bochum kann mittlerweile auf eine 20-jährige Solarfahrzeug-Historie zurückblicken: Ende der 90er Jahre wurde erstmalig das „SolarCar“ von Studierenden entwickelt, gebaut und seither im Zweijahresrhythmus neu konzipiert und verbessert. 2013 kam von ehemaligen SolarCar-Mitgliedern die Frage auf, warum es noch kein Solarfahrzeug für den Offroad-Bereich gäbe.

Aus dieser Idee heraus entstand 2013 der erste SolarBuggy, welcher 2015 bereits eine Strecke von 829 km auf der australischen Tanami Road bewältigte. Mittlerweile befindet sich das SolarBuggy Projekt im zweiten Zyklus, welcher durch den ehemaligen Rallye Dakar Fahrer Eric Vigouroux initiiert wurde.

Unser Engagement

Geschäftsführer Carsten Klipstein vor dem SolarBuggy

Martin Fervers, Vorsitzender des Beirats der cosinex, begrüßte das Projekt und betonte gleichzeitig die positive Signalwirkung: „Als Technologieunternehmen ist es uns eine Freude, nicht nur ein neues Projekt aus dem Bereich der Elektomobilität zu fördern, sondern durch den Erfolg des Vorhabens gleichzeitig deutlich zu machen, dass Nachhaltigkeit und Effizienz auch in strukturschwachen Regionen miteinander eng verbunden werden können.“

Für uns als Technologie-Experte im Bereich Software war es natürlich auch spannend, ein engagiertes Forschungs-Projekt zu unterstützen, in dem es im wahrsten Sinne des Wortes eher um „Hardware“ geht„, ergänzt Carsten Klipstein, Geschäftsführer der cosinex.

Das Team

Das Team besteht aktuell aus 24 Studierenden aus Bachelor- und Masterstudiengängen der Bereiche Mechatronik, Elektrotechnik, Maschinenbau, Wirtschaftsingenieurwesen und nachhaltige Entwicklung. Die Projektleiterin und die jeweiligen Fachteamleiter koordinieren die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Teammitgliedern und die zu erledigenden Aufgaben. Dadurch wurden eine stets schnelle Problemlösung und effektives Arbeiten möglich, was schließlich zur Fertigstellung des Buggys führte. Von dem Know-how unterschiedlicher Fachrichtungen, welches in der interdisziplinären Projektarbeit ausgetauscht wird, profitieren die Teammitglieder aller Fachbereiche und haben ein ganzheitliches Verständnis für das Projekt entwickeln können.

Die Technologie des SolarBuggy

Die 400V Hochvoltbatterie mit einer Kapazität von 20 kW/h befördert den SolarBuggy mit einer Ladung (bei einer Spitzengeschwindigkeit von 120 km/h) bis zu 150 km weit. Machbar ist dies durch zwei Synchronmotoren, welche den Buggy mit einer Leistung von bis zu 80 kW antreiben. Die Räder werden darüber hinaus, dank Allradantrieb, alle einzeln angetrieben, sodass der Buggy nahezu jedes Gelände und jede Düne problemlos befahren kann.

Um die Lithium-Ionen-Batterie effektiv laden zu können, setzt das Team ein selbstentwickeltes Solararray ein, welches mittels Origami-Technik platzsparend zusammengefaltet werden kann. 1.152 Solarzellen stellen die Energieerzeugung auf 40m2 sicher, um die Batterie des SolarBuggys direkt mit Gleichspannung versorgen zu können. Durch diese einzigartige Technologie wird ein autarker Ladevorgang ohne Anschluss an das externe Stromnetz möglich. Autark ist der Ladevorgang auch deshalb, weil die einzigartige Falttechnik des Solararrays, die aktuell nur aus der Raumfahrt bekannt ist, ermöglicht, dass die „mobile Solartankstelle“ immer am Buggy mitgeführt werden kann.

4.857 km in sieben Wochen mit dem SolarBuggy!?

Der erste Teil des SolarBuggy Teams ist am 01.09.2019 in Sydney angekommen, um den Buggy aus dem Container zu holen, Fahrzeuge zu packen und den Buggy auf dem Anhänger zu verspannen. Von Sydney geht es die rund 1.400 km nach Adelaide, wo das Vorabteam auf das Hauptteam treffen wird. Freunde, Bekannte und begeisterte Locals mit Offroad-Erfahrung stellen dem Team eine Unterkunft, einen Platz zum Schrauben und Verpflegung zur Verfügung.

Der Buggy wird damit in Adelaide fahrbereit gemacht, sodass weitere Testfahrten vor Ort erfolgreich durchgeführt werden können und der Weltrekordfahrt im Simpson Desert nichts mehr im Wege steht:

Vor einigen Jahren stellte ein australisches Team den Weltrekord für die schnellste Wüstendurchquerung mit einem auf Elektro umgebauten Verbrenner auf. Die Zeit von vier Tagen, 21 Stunden und 23 Minuten gilt es zu unterbieten.

Ende September wird sich das Team von Adelaide dann auf den Weg ins tiefste Outback, nach Coober Pedy, wagen. Die Fahrt dorthin soll teilweise schon als Teststrecke für den Buggy genutzt werden. Weitere Testfahrten sind auf dem Weg zu den letztem Schritten vor der Weltrekordfahrt geplant. Zu den Stationen gehören Oodnadatta und Mount Dare.

Die Weltrekordfahrt wird im Oktober am Purni Bore (Simpson Desert) beginnen und in Birdsville enden. Konkret beginnt die Weltrekordfahrt am Purni Bore, dem Anfang der French Line, die sich von Westen nach Osten quer durch die Wüste erstreckt. Weitere Stops entlang der French Line werden Poeppel Corner und Big Red sein, welches die höchste Sanddüne der Welt ist. Die Weltrekordfahrt endet in Birdsville.

Die Offroad-Szene gilt als untereinander sehr gut vernetzt und engagiert, weshalb zahlreiche begeisterte Offroader aus Australien sich bereit erklärt haben, den Weltrekordversuch mit ihrer Outback-Erfahrung zu unterstützen und die Tour mit ihren Fahrzeugen und ihrem Know-how als erfahrene Locals zu begleiten.

Ich glaube ohne diese Unterstützung und die Weitergabe von dem Know-how der Experten, würden wir unserem Abenteuer nur halb so vorbereitet entgegenfiebern, wenn die Expedition so überhaupt stattfinden würde“, freut sich dementsprechend die Teamleiterin des SolarBuggy Teams.

Die aktuellen Weltrekord-Titelverteidiger werden das Bochumer Team und die Offroad-Experten in ihren Begleitfahrzeugen in Birdsville in Empfang nehmen, wo eine gemeinsame Feier stattfinden soll.

Nach einer hoffentlich gelungen Weltrekordfahrt und einer ausgiebigen Feier in Birdsville werden sich die ersten Wege zwischen Team, aktuellen Weltrekord-Titelverteidigern und den Begleitfahrzeugen trennen. Einige Locals werden das Team noch zurück nach Adelaide begleiten, andere werden sich in ihre Heimatregionen aufmachen.

Nach insgesamt 4.857 zurückgelegten Kilometern, sieben Wochen Expedition und hoffentlich den Weltrekord in der Tasche, wird das SolarBuggy Team wieder in Adelaide ankommen, wo es dann auf das Schwesterprojekt der Hochschule trifft. Dieses nimmt zeitgleich an der World Solar Challenge von Darwin nach Adelaide teil.

Wir freuen uns, das ambitionierte Vorhaben zu unterstützen und blicken den Erlebnissen und Ergebnissen des Bochumer SolarBuggy-Teams zuversichtlich entgegen.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie unter diesem Link.

Bildquelle: SolarBuggy, Hochschule Bochum