Immer mehr Kommunen gestalten ihre Beschaffung mit eigenen Instrumenten nachhaltig. Zwei aktuelle Beispiele aus der Metropolregion Nürnberg und aus Neumünster zeigen die Vielfalt der Möglichkeiten.

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Metropolregion Nürnberg: Pakt zur nachhaltigen Beschaffung

Die 35 Städte, Landkreise und Gemeinden der Metropolregion Nürnberg haben 2021 Produkte im Wert von 8,8 Millionen Euro nach sozialen und ökologischen Kriterien beschafft.

Möglich gemacht hat das der „Pakt zur nachhaltigen Beschaffung in den Kommunen der Metropolregion Nürnberg“. Teilnehmende Kommunen setzen im Einkauf auf soziale und ökologische Kriterien bei der Produktauswahl.

Für das Haushaltsjahr 2021 hatten sich die Kommunen das Ziel gesetzt, Produkte im Wert von 8 Millionen Euro einzukaufen – ein Ziel, das deutlich übertroffen wurde.

Die Produktpalette reichte von Arbeitskleidung für Mitarbeitende im Klärwerk über Mittagsverpflegung für Schulen und Kopierpapier fürs Rathaus bis hin zu Möbel für Kindertagesstätten. Erfasst wurden unter anderem Textilien, Büromaterial, Ausstattung wie IT und Büromöbel sowie Lebensmittel. Nicht in die Zielsetzung und Erfassung eingeflossen sind Ausgaben für den Baubereich und Fuhrpark.

Die Stadt Fürth erzielt bereits im zweiten Jahr im kommunalen Vergleich die Spitzenposition bei der nachhaltigen Beschaffung, gefolgt von Markt Roßtal und der Stadt Nürnberg. Mehr als 120 Einzelpositionen im Wert von knapp 1,4 Millionen Euro wurden im Fürther Nachhaltigkeitsbüro zusammengetragen und an die Entwicklungsagentur Faire Metropolregion gemeldet, die diese zusammenfasste und im SMARTdiagram mit allen Beiträgen auf der Webseite der Fairen Metropolregion veröffentlichte.

Ziel ist es, weitere Kommunen für eine Beteiligung zu gewinnen. Außerdem steht die Digitalisierung im Vordergrund. In e-Shop und e-Vergabe Systemen oder dem digitalen Rechnungseingang kann die Erfassung durch zusätzliche Abfragemechanismen erleichtert werden.

Neumünster beschafft mit ausgezeichnetem Leitfaden

Die Stadt Neumünster organisiert ihre Beschaffungs- und Vergabevorgänge anhand einer eigens erstellten Richtlinie. Sie wurde bereits im Rahmen eines Landeswettbewerbs ausgezeichnet und erfreut sich bundesweiter Nachfrage.

Nahe am Arbeitsalltag der Beschaffenden in der Verwaltung“, so beschreibt der Oberbürgermeister von Neumünster, Tobias Bergmann, den Leitfaden, der 2019 entwickelt und seit Beginn 2020 in der Stadt angewendet wird.

Er geht auf einen Beschluss der Ratsversammlung am 02. April 2019 zurück, mit dem die Verwaltung beauftragt wurde, verpflichtende Richtlinien für die nachhaltige Beschaffung und Vergabe der Stadt Neumünster zu erarbeiten.

Wie einem Bericht des „Holsteinischer Courier“ (hier verlinkt) zu entnehmen ist, war der Anlass für den Ratsbeschluss die Novellierung des Tariftreue- und Vergabegesetzes in Schleswig-Holstein, mit der Nachhaltigkeit von einem Soll- zu einem Kann-Kriterium herabgestuft wurde.

Hohe Praxisnähe

Erstellt wurde das Dokument von einer Arbeitsgruppe aus mit Vergabe, Beschaffungen, Klimaschutz und Nachhaltigkeitsthemen befassten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung. Entsprechend atmet das Dokument ein hohes Maß an Praxisnähe.

Die fünfzehnseitige Richtlinie bündelt allgemeine Grundsätze, die bei jeder Beschaffung und Vergabe zu berücksichtigen sind. So sei vor jeder Entscheidung zur Beschaffung oder Vergabe deren Notwendigkeit (Suffizienz) zu prüfen.

14 Produktkategorien

Bevorzugt sollen Produkte und Leistungen beschafft beziehungsweise vergeben werden, die sich durch Langlebigkeit, Reparaturfreundlichkeit, Aufrüstbarkeit oder Verwertbarkeit auszeichnen und die im Vergleich zu anderen Erzeugnissen weniger Verpackung, Mehrweg- oder umweltfreundliche Verpackungen) aufweisen, zu weniger oder zu schadstoffärmeren Abfällen führen und aus Reststoffen oder Abfällen hergestellt worden sind.

Den Hauptteil des Leitfadens machen Kriterien für die nachhaltige Beschaffung und Vergabe von Produkten und Leistungen aus. Zu 14 Produktkategorien (von Papier über Lebensmittel und Catering bis zur Grünpflege) werden Kriterien und Gütezeichen genannt, die bei der Beschaffung zu berücksichtigen sind.

Für Reinigungsdienstleistungen, Druckerzeugnisse und Postdienstleistungen sowie Bauleistungen werden zudem Anforderungen genannt, die soweit möglich in die Ausschreibung übernommen werden sollen.

Gewinner der EnergieOlympiade des Landes

Mit dem Leitfaden, der als lebendiges Dokument mindestens jährlich aktualisiert werden soll, hat die Stadt Neumünster 2021 einen Preis bei der EnergieOlympiade der Gesellschaft für Energie und Klimaschutz Schleswig-Holstein (EKSH) gewonnen. Seitdem werde der Leitfaden, der fast vollständig auf andere Kommunen übertragbar sei, bundesweit nachgefragt. Als Sieger in der Kategorie EnergieProjekt – „Organisatorische oder Verhaltensmaßnahme“ erhielt die Kommune ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro.

Links und Quellen

Titelbild: Nele Höftmann, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons