Neben dem Bund nehmen auch immer mehr Länder die Beschaffung von Innovationen und die besondere Bedeutung von Start-ups in den Blick. Dabei unterstützt mit GovMind ein 2020 in Berlin gegründetes GovTech Start-up, an dem cosinex über die GovTech Gruppe seit Mai 2022 beteiligt ist.

Bereits im Juni berichteten wir über den Koalitionsvertrag der schwarz-grünen Landesregierung in Nordrhein-Westfalen, laut dem das Land seine Einkaufsmacht einsetzen wolle, um Technologien und Innovationen insbesondere von Start-ups zu nutzen und zu fördern.

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Und auch in Südwestdeutschland widmet man sich der Frage, wie Start-ups und Verwaltung zusammenkommen: Das InnoLab_bw, eine interdisziplinäre Plattform der Landesregierung Baden-Württemberg, die Innovationen aus „THE LÄND“ zum Durchbruch verhelfen soll, lud Anfang September zu einer Austauschrunde mit Expertinnen und Experten aus Start-ups sowie Vertreterinnen und Vertretern mehrerer Landesministerien.

Wir sprachen mit Anna Alles, verantwortlich für die Produktentwicklung bei dem Start-up GovMind, die im Rahmen der Austauschrunde das Potenzial marktfähiger Lösungen mit Relevanz für Staat und Verwaltung erläuterte.

Wie nehmt ihr das Bewusstsein der öffentlichen Hand für die Beschaffung von Innovationen über Start-ups wahr, Anna?

Das Bewusstsein wächst auf jeden Fall, was allein schon erkennbar ist am Begriff GovTech, der auf Innovationen von Start-ups abzielt. Dieser Begriff erfreut sich mittlerweile großer Beliebtheit und so wird auch das Bewusstsein für die dahinterstehenden Innovationen geschärft. Die Auseinandersetzung mit innovativen Lösungen ist für einige eine bereichernde Zeitinvestition, gerade wenn deutlich wird, was schon alles möglich ist. Dabei muss es sich nicht immer um die Lösungen von Start-ups handeln, denn auch traditionelle Unternehmen können äußerst innovative Lösungen anbieten.

Start-ups haben im Vergleich jedoch häufig ein besonders hohes Innovationspotenzial und schauen aus neuen Perspektiven auf bestehende Probleme. Ein Beispiel: Das Münchener Startup accu:rate erstellt digitalbasierte, mathematische Simulationen von Personenströmen, um so die Sicherheit in öffentlichen Räumen zu erhöhen. Das ist ein ganz anderer Lösungsweg, als Menschen testweise durch öffentliche Räume gehen zu lassen und ihr Verhalten zu beobachten. Zur Entwicklung der Lösung von accu:rate brauchte es eine ganz besondere und tiefe Expertise – die die accu:rate Gründerin Angelika Kneidl zuvor in der Forschung gesammelt hatte.

Ihr verfolgt mit GovMind das Ziel, Wissen rund um GovTech zu vermitteln und so den Einsatz im öffentlichen Sektor zu vereinfachen. Welche Wege und Instrumente haben sich dabei aus eurer Erfahrung besonders bewährt?

Um den Einsatz von GovTech im öffentlichen Sektor zu vereinfachen, setzen wir uns viel mit der optimalen Passung zwischen einem bestimmten Bedarf und der Gesamtheit passender innovativer Lösungen auseinander. Denn: Nur wenn Verwaltungsmitarbeitende konkrete und passende Lösungen für ein Problem finden, das sie gerade beschäftigt, kommen diese auch in der Breite in den Einsatz.

Die Gesamtheit aller innovativen Lösungen haben wir in einem umfassenden Datenkern erfasst. Hier stellen wir systematisch alle GovTech-Anbieter, ihre Lösungen und in Kürze auch Referenzprojekte dar. Dies ist die Grundlage, um Verwaltungsmitarbeitenden den Zugang zu GovTech so einfach wie möglich zu machen – bei gleichzeitig niedrigem zeitlichem Einsatz.

Das im Datenkern befindliche Wissen stellen wir über einen Onlinezugang zur Verfügung. So stellen wir sicher, dass immer auf das aktuelle Wissen zurückgegriffen und die Darstellung der Informationen bestmöglich entlang der Anforderungen von NutzerInnen aus der Verwaltung weiterentwickelt werden kann.

Bei der Beschaffung von Innovation kommt es natürlich vor allem auf die Vergabestellen an. Wie steht es um deren Wissensstand – gerade auch aus Sicht der GovTech-Start-ups?

Richtig, die Vergabestellen spielen eine zentrale Rolle. Aber das Mitdenken von innovativen Lösungen muss schon vorher geschehen, bei der Bedarfsmeldung, an der Fachabteilungen mitwirken. Unser Eindruck ist, dass es ein gutes Zusammenspiel zwischen Fachabteilung und Vergabestelle braucht, um Lösungen von GovTech-Start-ups zu beschaffen. Beide müssen ihre jeweilige Expertise, also sowohl die fachliche als auch die der Vergabeprozesse, zusammenbringen, um innovationsoffene Ausschreibungen zu formulieren.

Wie ist eure Einschätzung: Wächst in diesen Krisenzeiten der Bedarf nach Innovation auf Seiten der öffentlichen Verwaltung, oder wird es gerade eher schwieriger?

Der Bedarf an Innovationen war im Prinzip die ganze Zeit da – der Handlungsdruck, den auch die Verwaltung gerade in vielen Aufgabenbereichen verspürt, ist durch die Krisen der letzten zweieinhalb Jahre jedoch deutlich gewachsen. Das hat die Offenheit für Innovationen an verschiedenen Stellen gefördert.

Mit Blick in die Zukunft glauben wir, dass die Relevanz von innovativen Lösungen weiter steigen wird: In der Regel können sie ein bestehendes Problem deutlich effektiver und mit weniger Ressourceneinsatz lösen. Für eine “klimaneutrale Beschaffung” der Zukunft sind innovative Lösungen, eben auch von GovTech-Start-ups, ein unverzichtbarer Baustein.

GovMind

Über ihren Geschäftsbereich Ventures beteiligt sich die GovTech Gruppe seit Mai 2022 an GovMind: Das Start-up hat die in Europa qualitativ und quantitativ umfassendste Datengrundlage mit Fokus auf solche Start-ups und jungen Unternehmen aufgebaut, die Innovationen für die öffentliche Hand (GovernmentTech, kurz: GovTech) anbieten.